« Permanente Verbesserung von Abläufen und Produkten durch alle Mitarbeiter »
Kaizen ist das Zauberwort, mit dem im wörtlichen Sinne verbessernde Veränderungen herbeigeführt werden sollen. Der Begriff stammt aus dem Japanischen. KAI steht für Veränderung und ZEN für gut. Beim Kaizen-Prinzip geht es um eine kontinuierliche Verbesserung des IST-Zustandes. In Europa wird diese Bestrebung auch häufig mit KVP, der Abkürzung für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, bezeichnet.
Kaizen bzw. KVP zur Optimierung der Unternehmensorganisation
Die Kaizen-Philosophie geht von der Akzeptanz des derzeitigen Zustandes aus, der analysiert und zum Positiven modifiziert werden soll. Dieser humanistische Ansatz hat zum Ziel, die Motivation der Mitarbeiter eines Unternehmens zu fördern. Die Identifikation und die Anbindung werden durch die Mitgestaltung unternehmensrelevanter Prozesse gestärkt. Mitarbeiter, Führungskräfte und Unternehmensführung arbeiten an der gemeinsamen Aufgabe, alle Abläufe zu optimieren. Die Qualität der Zusammenarbeit und der betriebsinternen Strukturen werden mit permanenten kleineren Veränderungen verbessert. Alles ist im Fluss und alle sind Teil der Strömung.
Mitarbeiterorganisation im Autohaus
Das Kaizen-Prinzip regt die Mitarbeiter dazu an, sich ständig mit den Arbeitsbedingungen und Arbeitsprozessen auseinanderzusetzen. Angestrebt wird ein ganzheitliches Denken, das den Blick über den eigenen Horizont hinaus intensivieren soll. Jeder kann seine eigenen Probleme und die seines Umfeldes zur Sprache bringen, ohne dass dies negative Konsequenzen für die berufliche Karriere hat. Die Analyse ist erwünscht und fördert einen Wandel der Unternehmensstrukturen weg von einer reinen Zweckgemeinschaft. In einem Autohaus kann dies zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Werkstatt und Verkauf deutlich verbessern. Die Erkenntnis, dass nicht nur der Verkauf im Vordergrund steht, sondern nur ein Teil eines großen Ganzen ist und die Reparaturaufgaben im direkten Zusammenhang mit anderen Prozessen einhergeht, führt zu einer höheren Akzeptanz unter den einzelnen Abteilungen. Erreicht wird dies idealerweise durch Workshops, die mithilfe eines geschulten Moderators durchgeführt werden. Alle Teilnehmer analysieren gemeinsam eventuelle Schwachstellen und suchen nach Lösungen, die von den Teilnehmern selbst direkt umgesetzt werden.
Wie Kaizen die Arbeitsorganisation verändert
Grundsätzlich lässt sich das Prinzip in drei Stufen aufschlüsseln. In der ersten Stufe erfolgt eine Standardisierung.
Die zweite Stufe wird oft als die 5 „S“ bezeichnet. Sie setzt sich aus den nachfolgenden Punkten zusammen:
- Seiri – dieser Vorgang beschreibt das Aussortieren
- Seiton – hier geht es um das Aufräumen
- Seiso – das Sauberhalten des Arbeitsplatzes
- Seiketsu – lernen, Anordnungen als Regel zu verstehen
- Shitsuke – die Selbstdisziplin
In der dritten Stufe, die man auch MUDA nennt, geht es darum zu erkennen, wie Verschwendung vermieden werden kann.
Kontinuierliche Verbesserung – welche Chancen bietet Kaizen?
Mit KVP lassen sich viele Abläufe optimieren. So können zum Beispiel Ausschusszahlen deutlich reduziert werden. Im Autohaus lassen sich Kosteneinsparungen im Bestellwesen realisieren und nicht lukrative Investitionen überdacht werden. Die Reduzierung von Lagerbeständen sorgt für mehr Überblick, weniger Kapitalbildung und spart Platz. Zeitgleich kann auch die Wert- und Instandhaltung von Inventar und anderen Dingen eine Verbesserung erfahren. Die Werkstattorganisation kann durch die effiziente Mitarbeit aller Beteiligten einen deutlichen Schub nach vorn erhalten. Die kontinuierliche Kommunikation verhindert, dass die Dinge „aneinander vorbeilaufen“. Kaizen trägt zu einer allgemeinen Verbesserung des Betriebsklimas bei und steigert die Arbeitsmoral. Mitarbeiter als eigenverantwortlichen Teil des Unternehmens anstatt lediglich als Befehlsempfänger zu sehen, ist ein wesentlicher Beitrag zu mehr unternehmerischem Erfolg.
Worin sich Kaizen von anderen Konzepten der Unternehmensführung unterscheidet
Das Kaizen-Prinzip basiert auf inneren Strukturen, die durch die Mitarbeiter geprägt werden. Um Abläufe zu optimieren und die Unternehmensorganisation auf eine solide Basis zu stellen, vertraut man hier auf die in jedem Menschen schlummernden Potenziale. Die Beschäftigten in einem Autohaus werden nicht mehr als bezahlte Handlanger eingestuft, sondern als Investition in mehr Erfolg.
Sei es das Kundenmanagement oder Reparaturarbeiten in der Werkstatt – um die Qualität zu steigern, setzt man nicht mehr ausschließlich auf technisches Equipment, sondern auf humanes Kapital in Form des Personals. Insbesondere die Aus- und Weiterbildung spielt eine große Rolle. Je besser die Qualifikationen der Mitarbeiter im Bereich Verkauf und Werkstatt sind, desto positiver wirkt sich das auf das Autohaus aus. Zufriedene Kunden sind das A&O für den Erfolg.
Mitarbeiterbindung als wichtiges Mittel
Daher sieht Kaizen Mitarbeiter als wertvolles Vermögen. Eine starke Fluktuation beim Personal wirkt sich nicht sehr vorteilhaft auf das Unternehmen aus. Viel besser ist es, Mitarbeiter zu haben, die mitdenken. Sie sollten in der Lage sein, Fehler aufzuspüren und konstruktive Vorschläge zur Verbesserung beizutragen. Wer sein Autohaus als „lernende Organisation“ versteht, wird von der positiven Resonanz begeistert sein.
Mitarbeiterbindung ist beinahe ebenso wichtig wie Kundenbindung. Zumal Letzteres durch kompetentes Personal gefördert wird. Kunden bevorzugen ein Autohaus und eine Werkstatt ihres Vertrauens. Und Vertrauen beruht zu einem großen Teil auf Dingen, die man kennt, die einem eben „vertraut “ sind. Es kann also nur von Vorteil sein, wenn die Kunden Meister „Max“ schon seit langem kennen, weil er ihr dauerhafter Ansprechpartner ist.
Andere Managementmethoden sind ausschließlich kundenorientiert, wie das Total Quality Management, kurz als TQM bezeichnet, während das Business Reengineering oder Lean-Management sich vorrangig mit der Prozessoptimierung auseinandersetzt. Der Ansatz liegt hier meist bei der Unternehmensführung. Das Personal wird nur zweitrangig eingebunden. Kaizen nutzt aber genau dieses vielseitige menschliche Potenzial, um die erforderlichen Zielsetzungen zu erreichen.
Mehr Effizienz in Werkstatt und Verkauf
Ein Autohaus erfolgreich zu führen ist nicht immer leicht. Die zahlreich vertretene Konkurrenz stellt große Herausforderungen an ein geschicktes Management. Und genau hier setzt Kaizen an. Westliche Managementkonzepte orientieren sich am Innovationsgedanken und sind sehr stark ergebnisorientiert. Das fernöstliche Denken verläuft in anderen Strukturen. Hier steht die prozessorientierte Denkweise im Vordergrund. Westliche Methoden setzen auf den schnellen Erfolg, während Kaizen auf einer Schritt für Schritt erfolgenden Veränderung zum Besseren basiert. Innovationen erfordern stets einen klaren Schnitt.
Neue Technologien und eine verbesserte Ausstattung der Werkstatt sind Investitionen, die sich sofort bemerkbar machen. Der zunächst erzielte Vorsprung vor den Mitbewerbern kann aber sehr schnell eingeholt werden. Anders bei Kaizen, das sich sukzessive aufbaut. Es geht bei diesem Konzept nicht um den schnellen, sondern den nachhaltigen Erfolg. Selbstverständlich kann Kaizen nicht dringend notwendige Investitionen in eine modern ausgestattete Werkstatt ersetzen. Es empfiehlt sich stets, den Fokus nicht nur auf ein Konzept zu legen, sondern immer die gesamte Unternehmensführung im Blick zu haben.
Letztendlich ist aber auch dieser Ansatz Teil der Kaizen-Philosophie. Eine gut strukturierte Mitarbeiterorganisation mit eigenständig denkendem Personal, das in alle Prozesse weitestgehend eingebunden ist, sorgt dafür, dass Missstände und technisch notwendige Verbesserungen rechtzeitig erkannt werden können.
Eine perfekte Werkstattorganisation hilft, die Qualität zu steigern
Gerade in der Werkstatt sollte das Team Hand in Hand arbeiten. In kaum einem anderen Bereich in einem Autohaus kommt es so sehr auf eine gut funktionierende Arbeitsorganisation und Planung an. Ein Auto kaufen Kunden in der Regel nur alle paar Jahre – Inspektionen und Reparaturen erfordern allerdings einen regelmäßigen Besuch der Werkstatt. Daher greift gerade hier das Konzept der kontinuierlichen Verbesserung mit KVP.