« Attraktiver Arbeitsplatz für Arbeitnehmer und Azubis »
Vielen Arbeitsplätzen in praktischen, oft technischen Bereichen hängt der Ruf nach, unschön, veraltet und schlicht unattraktiv zu sein. Sicherlich trügt der Schein in den meisten Fällen, da diese Tätigkeiten nicht mit den aufgeräumten und repräsentativen Umfeldern von Büroarbeitsplätzen vergleichbar sind. Dennoch gilt es, diesem Ruf aktiv zu begegnen, um als Handwerks- oder Werkstattbetrieb im Kampf um Mitarbeiter und Auszubildende weiter mitspielen zu können. Auch die moderne Werkstatt kann attraktiv und interessant sein und selbst der technischste Arbeitsplatz kann mit den richtigen Maßnahmen der Ort für angenehmes, zukunftsweisendes Arbeiten werden.
Ein moderner Arbeitsplatz – muss, soll, darf
Natürlich entspricht ein heutiges Arbeitsumfeld in jedweder Hinsicht nicht mehr den Arbeitsbereichen früherer Zeiten. Hierfür sorgen bereits eine Fülle an unterschiedlichen Vorschriften, Empfehlungen und auch anderweitig sinnvollen Aspekten. Nicht immer besteht eine zwingende Verpflichtung zur Umsetzung, eine zukunftsweisende Werkstatt wird auf Dauer jedoch kaum ohne die Berücksichtigung dieser Maßnahmenpakete möglich sein.
Die Mindestvoraussetzungen
Die absoluten Minimalstandards, um einen Arbeitsplatz überhaupt heute und in Zukunft nutzen zu können, sind die verbindlichen Vorgaben zur Einrichtung der Arbeitsstätte. Sie entstammen einerseits dem Gewerbe- und Arbeitsrecht, werden andererseits aber auch von den Berufsgenossenschaften oder ganz allgemein den Unfallversicherungsträgern vorgegeben. In aller Regel handelt es sich dabei um Vorschriften zum Unfallschutz, sowie um Mindeststandards, um Mitarbeitern eine dauerhaft gesundheits- und krafterhaltende Arbeite zu ermöglichen.
Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, drohen Abmahnungen und Bußgelder. Zukunftsweisend sind sie deshalb, weil nur ihre Befolgung einen dauerhaften Betrieb heute und in die Zukunft hinein zulässt.
Soll-Kriterien für die moderne Werkstatt
Neben verpflichtenden Vorgaben bestehen auch verschiedenste Empfehlungen, wie ein Arbeitsplatz beschaffen sein soll. Vor allem das Gewerberecht macht hier zahlreiche Vorgaben, die aber im Einzelfall an Hand einer Gefährdungsbeurteilung oder anderen Vorgehen abgeändert oder gar vollständig unberücksichtigt belassen werden können. Grundlage solcher Soll-Vorschriften sind häufig Schutzziele. Es wird nicht vorgegeben, wie etwas getan werden muss, sondern welches Ziel damit verfolgt wird. Wird das Ziel auf anderem Wege als dem Musterlösungsweg erreicht, gilt das Ziel ebenfalls als erfüllt.
Ein Beispiel ist etwa die Aufschlagrichtung von Türen im Fluchtweg von der Arbeitsstätte ins Freie. Die Türen sollen grundsätzlich in Fluchtrichtung aufschlagen. Das kann im Einzelfall aber dazu führen, dass andere Personen in einem Flur behindert oder sogar gefährdet werden. Eine einfache Abwägung, welcher Türaufschlag mehr Menschen dient und weniger Mitarbeiter behindert, erlaubt jederzeit Abweichungen von der Vorgabe. Der Vorteil solcher Vorschriften ist der breite Spielraum, der bei der Gestaltung der Arbeitsplätze eingeräumt wird.
Nice to Have – wie die Arbeit in der Werkstatt durch zusätzliche Aufwertungen modern wird
Zuletzt bleiben unverbindliche, wenngleich trotzdem empfehlenswerte Hinweise, wie eine Werkstatt optimal gestaltet werden kann. Ursprung solcher Empfehlungen können Berufsverbände, Berufsgenossenschaften, sogar Hersteller von Ausstattung und sonstigen Dingen des Werkstattbedarfs sein.
Darunter fallen etwa Empfehlungen zum Angebot von Ausgleichssport bei stark einseitigen Belastungen, sowie Vorschläge zur ergonomischen Gestaltung der Arbeitsbereiche selbst.
Je nach Ursprung der Empfehlung ist tatsächliche Sinnhaftigkeit und Werbung nicht immer einfach abzugrenzen. Da aber selbst Produktwerbung nur über Funktionalität und echten praktischen Nutzen dauerhaft funktioniert, können diese „schwammigen“ Leitfäden dennoch geeignet sein, zukunftsweisende Idee aufzugreifen und zu etablieren.
Ein moderner Arbeitsplatz im Detail
Zu Recht stellt sich nun die Frage, wie denn eine moderne Werkstatt aussehen sollte. Hierzu gibt es keine allgemeingültige Bemusterung. Viel mehr helfen Grundzüge und Leitlinien, jeden individuellen Arbeitsbereich so zu gestalten, dass er modernes, attraktives Arbeiten möglich macht.
Räume und Umfeld
An den Räumen und dem allgemeinen Umfeld einer Firma, eines Unternehmens oder ganz allgemein eines Arbeitsplatzes lässt sich zunächst nur wenig verändern. Anschluss an den ÖPNV, allgemeine Lage und auch Erreichbarkeit sind üblicherweise unveränderbar. Allerdings können Parkplätze, Fahrradstellplätze und auch gute Zugänglichkeiten mit kurzen Wegen zwischen Fahrzeug und Wirkungsstätte bereits den Rahmen des Arbeitens mit Ankommen und wieder Heimgehen effektiv und insgesamt positiv darstellen.
Ein moderner Arbeitsplatz verfügt darüber hinaus über Licht, Luft und ausreichend Platz. Zwar legt das Arbeitsrecht hier ohnehin einen verbindlichen Mindestbedarf fest. Dieser lässt sich aber rein rechtlich betrachtet mit guten Gründen immer wieder einschränken. Diese Faktoren mögen auf den ersten Blick auch eher „untergeordnet“ erscheinen. Allerdings sind sie essentiell für dauerhaftes Wohnbefinden und Gesundheit. Ein moderner Arbeitsplatz sollte sie daher mit einem hohen Stellenwert versehen. Nicht umsonst gleichen moderne Fabriken und Produktionsstätten häufig geradezu repräsentativen Anlagen mit großen Räumen, großflächigen Verglasungen und einem hohen Maß an öffenbaren Wand- oder Dachsegmenten.
Die Werkstattorganisation
Die Werkstattorganisation sorgt seit jeher für effektive, zeit- und kostengünstige und somit insgesamt produktive Arbeitsabläufe. Früher stand dabei allerdings das Produkt immer an erster Stelle. Eine modern gestaltete Werkstattorganisation setzt dagegen neben Produktivität gleichzeitig auf Prozesse, die von den Mitarbeitern einfach, mit geringen Belastungen und „interessant“ zugleich abgearbeitet werde können. Interessant bedeutet dabei, dass die Wiederholung immer gleicher Handgriffe zu Monotonie und auf Dauer Abstumpfen und Fehlern führen. Größere, zusammenhängende Arbeitsprozesse sorgen dagegen für Abwechslung, erhalten die Konzentration und steigern die Identifikation mit Produkt und Unternehmen. Die Mitarbeiter nehmen sich selbst als Teil des Produkts war.
Ein wichtiger Anteil der Organisation fällt der Arbeitsausstattung zu. Die Arbeitsausstattung muss auf die organisatorischen Abläufe abgestimmt sein und mit ihr Hand in Hand gehen und zum Vorteil von Produkt und Mitarbeiterschaft eine sichere und ansprechende Arbeit ermöglichen.
Digitalisierung und moderner Medieneinsatz
Egal, um welchen Arbeitsbereich es geht, das Stichwort der Digitalisierung hält in allen Wirtschaftsbereichen Einzug. Eine moderne Werkstatt kann moderne Medien in vielen Bereichen sinnvoll zu Gunsten der Arbeit, aber auch für einen attraktiveren Arbeitsplatz einsetzen. Kann ein Mitarbeiter etwas nötige Ersatzteile direkt vom Arbeitsplatz digital bestellen, Lagerbestände einsehen oder gar Detailinformationen zu Konstruktion, Reparaturprozessen etc. eigenständig abrufen, wird die Selbstständigkeit der Personen gefördert und das eigene Wirken als „wertiger“ und verantwortungsvoller wahrgenommen.
Arbeitssicherheit – mehr als nur behördlicher Zwang
Arbeitssicherheit zählt ohnehin zu den Selbstverständlichkeiten eines jeden Arbeitsplatzes. Wird sie den Mitarbeitern im Rahmen der Werkstattorganisation, wie auch der Arbeitsausstattung als Selbstverständlichkeit vorgelebt, wird sie positiv wahrgenommen, ohne dabei als zusätzliche Belastung in Erscheinung zu treten. Während heute Arbeitssicherheit vielfach als notwendiges Übel und zusätzliche Belastung präsentiert wird, setzen Arbeitsplätze der Zukunft auf Wertschätzung durch Sicherheit, die selbstverständlich zum Teil aller Prozesse geworden ist.
Um das zu erreichen, hilft ein enger Kontakt zu Prozessentwicklern und Herstellern nötiger Ausstattungsteile. Denn auch diese Zuarbeiter sind stets bemüht, unterschiedliche Teilbereiche zu vernetzen und möglichst umfassend interessante Produkte bzw. Dienstleistungen zu erbringen. Bereits einfache Maßnahmen können die Sicherheit jedoch erheblich erhöhen. Mit der richtigen Arbeitskennzeichnung weisen Sie so etwa auf Gefahrenzonen hin. Und für die Arbeit an einem Fahrzeug leisten Schutzhüllen hervorragende Dienste.
Ordnung muss sein
Selbstverständlich darf an einem modernen Arbeitsplatz auch die Ordnung nicht zu kurz kommen. Immerhin sollten Mitarbeiter nicht lange nach bestimmten Materialien suchen müssen. Um kleine und große Hilfsmittel zu verstauen bedarf es etwa das richtige Regalsystem. In einer modernen Werkstatt ist in dieser Hinsicht das klassische Reifenregal unentbehrlich.
Fazit – die moderne Werkstatt als Gesamtherausforderung
Es wird deutlich, dass es die eine moderne Werkstatt schlicht nicht gibt. Stattdessen lassen sich allgemein zukunftsweisende Aspekte mit individuellen Sonderthemen eines jeden Unternehmens zu einem zukunftsfähigen Gesamtkonzept entwickeln. Damit sich diese Bestrebungen auch für Mitarbeiter und (potentielle) Auszubildende auszahlen, lohnt der enge Kontakt zur Belegschaft. Denn wer könnte bessere Anregungen geben, als die Personen, die auch in Zukunft tagtäglich die Arbeitsbereiche nutzen und mit Leben füllen?