« Mit dem eigenen Unternehmen gut starten »
Ob Bäcker, Metzger, Fliesenleger oder Schreiner – es gibt viele Handwerker, die davon träumen, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Doch was gilt es vor der Existenzgründung alles zu beachten? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, damit einer baldigen Eröffnung nichts mehr im Wege steht? Selbstständig machen im Handwerk – ein kleiner Leitfaden, der hilft, die größten Fehler zu vermeiden.
Vom Businessplan bis zur Eröffnung – Existenzgründung leicht gemacht
Bevor Sie sich als frischgebackener Inhaber eines eigenen Handwerbetriebes vorstellen können, gilt es einiges in die Planung zu investieren. Da wären zunächst einige Fragen zu klären. Die wichtigsten und dringlichsten lauten:
- Kann ich mich auch ohne Meisterbrief im Handwerk selbstständig machen?
- Benötige ich einen Businessplan?
- Wie gelingt eine solide Finanzierung?
- Welche Fördermittel stehen mir zur Verfügung?
- Wie mache ich erfolgreich Werbung?
- Wie organisiere ich Arbeitsabläufe und Werkstatt?
Selbstständig machen im Handwerk ohne Meisterbrief
Es gibt zahlreiche Berufe, bei denen der Meistertitel obligatorisch ist, aber auch sehr viele Gewerke, die ohne Meisterpflicht auskommen. Hierzu zählen zum Beispiel die handwerksähnlichen Betriebe. Ob Sie einen Meisterbrief benötigen oder nicht, können Sie bei der zuständigen Handwerkskammer in Erfahrung bringen. Ist Ihr Beruf in der Handwerksrolle A eingetragen, besteht in der Regel eine Meisterpflicht. Die gute Nachricht – von der Meisterpflicht sind lediglich 53 Berufe betroffen. 12 davon wurden erst im Januar 2020 ergänzt. Einen Meisterbrief benötigen Sie zum Beispiel für folgende Berufe:
- Maurer
- Schornsteinfeger
- Installateur
- Maler und Lackierer
- Fleischer
- Bäcker
Neu hinzugekommen sind zum Beispiel:
- Raumausstatter
- Parkettleger
- Glasveredler
Zu den zulassungsfreien Berufen zählen zum Beispiel:
- Gebäudereiniger
- Schuhmacher
- Uhrmacher
- Fotograf
Als handwerksähnliche Betriebe werden zum Beispiel eingestuft:
- Kosmetiker
- Dekorateure
- Bodenleger
Die nötige Sicherheit, ob selbstständig machen im Handwerk ohne Meisterbrief für Ihren Beruf möglich ist, verleiht Ihnen der Besuch bei der Handwerkskammer. Dort offenbaren sich in der Regel außerdem sehr viele zusätzliche Informationen. So gibt es z. B. auch zahlreiche Berufe, bei der eine sogenannte Sachkundeprüfung erforderlich ist. Darüber hinaus kann je nach ausgeübtem Handwerk eine Mitgliedschaft bei der Handwerkskammer verpflichtend sein. Wenden Sie sich daher mit Ihren Fragen an die zuständige Stelle der Handwerkskammer für Existenzgründung.
Der Businessplan
Der erste Schritt für die Existenzgründung ist eine gründliche Marktanalyse. Wenn Sie in einem handwerklichen Beruf tätig sind, können Sie nur selten überregional tätig werden. Daher sollten Sie zunächst prüfen, ob es in ihrem lokalen Umfeld bereits viele Betriebe in Ihrer Branche gibt. Ein Blick in das Branchenfernsprechbuch bzw. das Internet liefern hier wertvolle Informationen. Auch eine Bedarfsermittlung ist von höchster Wichtigkeit. Wie groß ist Ihre Zielgruppe? Sich als Schiffsbauer in den Alpen selbstständig zu machen, könnte erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringen.
Zur Erstellung eines Businessplans kann es sehr hilfreich sein, sich bei der Abteilung der HWK für Existenzgründung nach einem entsprechenden Formular als Vorlage zu erkundigen. Sie sollten diese Vorlage aber nicht 1:1 nutzen, sondern Ihre Individualität herausstellen. Spätestens bei einem Gespräch mit der Bank über eine mögliche Finanzierung wird sich dies auszahlen! Daher sollten Sie auch nicht nur Ihre handwerklichen Fertigkeiten in den Fokus rücken, sondern auch Ihre kaufmännischen Talente. Ihre kaufmännischen Qualifikationen können Ihnen so manche Tür öffnen und sie vor allem vor gravierenden Fehlern schützen. Wenn Sie sich selbstständig machen im Handwerk, müssen Sie nicht nur Ihren Beruf beherrschen, sondern auch die Buchführung. Ebenfalls empfehlenswert ist eine Auseinandersetzung mit rechtlichen Fragen. Wann gilt zum Beispiel Ihre Leistung als erbracht und welche Gewährleistungen müssen Sie erbringen?
Der wahrscheinlich wichtigste Teil Ihres Businessplans betrifft die Finanzen. Stellen Sie Ihre Kosten Ihren zu erzielenden Umsätzen gegenüber und ermitteln Sie, mit welchem Gewinn Sie tatsächlich rechnen können. Entwerfen Sie keine Utopien. Seien Sie ehrlich.
Die Experten der Handwerkskammer für Existenzgründung haben in Umfragen ermittelt, dass eine große Zahl von Handwerkern nach Eröffnung Ihres eigenen Betriebes nicht von Ihrer Tätigkeit leben können. Es kann also sein, dass Sie einige Zeit benötigen, bis Sie die Schwierigkeiten der Anfangsphase überwunden haben.
Die Fördermittel
Eine Werkstatt einrichten, Werbung – es gibt einiges, das bei der Existenzgründung zu Buche schlägt. Selbstständig machen im Handwerk ist meist mit erheblichen Kosten verbunden, für die Sie in Vorleistung treten müssen. Bevor Sie den ersten Euro verdient haben, gilt es zu investieren.
Es stehen Ihnen zahlreiche Fördermittel zur Verfügung, die Sie bei Ihren Bemühungen, sich selbstständig zu machen im Handwerk unterstützen. Auch hier kann Ihnen die Abteilung der HWK für Existenzgründung hilfreich zur Seite stehen. Hier erhalten Sie umfangreiche Informationen, welche finanziellen Hilfen Ihnen in Ihrem Bundesland angeboten werden.
Die Finanzierung
Ihren Kapitalbedarf haben Sie bereits bei der Erstellung des Businessplans ermittelt. Haben Sie auch alle Kosten erfasst? Als Handwerker erbringen Sie eine Leistung, die nicht sofort, sondern meist zeitversetzt bezahlt wird. Das stellt gerade in der Startphase eine große Herausforderung dar. Ganz ohne Eigenkapital wird es daher wahrscheinlich nicht gehen. Auch wenn Ihre Rechnungen noch nicht beglichen sind, müssen Sie die laufenden Kosten abdecken können.
Als Handwerker in einem zulassungspflichtigen Betrieb sind Sie verpflichtet, Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu leisten. Sie müssen die Kosten für Ihre Krankenversicherung tragen und sofern Sie Mitarbeiter beschäftigen, Löhne zahlen. Zusätzliche Versicherungen wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine Unfallversicherung, eine Betriebshaftpflichtversicherung oder eine Rechtsschutzversicherung bieten optimale Sicherheit, sind aber ebenfalls mit Kosten verbunden. Die Miete für Ihre Werkstatt ist ein weiterer Kostenfaktor, der erheblich zu Buche schlagen kann. Mit einem soliden Finanzplan sind Sie auf solche Probleme ausreichend vorbereitet.
Die Organisation
Bevor Sie sich selbstständig machen im Handwerk, sollten Sie ein Konzept entwickeln, wie die Werkstattorganisation aussehen sollte. Es geht nicht nur darum, genügend Platz für die benötigten Geräte zur Verfügung zu haben, sondern Arbeitsabläufe zu organisieren. Eine sinnvolle Werkstattorganisation hilft nicht nur den täglichen Ablauf im Betrieb besser zu koordinieren, er trägt auch zur Kostenminimierung und zu mehr Effizienz und damit zu einem höheren zu erwirtschaftenden Gewinn bei.
Die Abteilung der Handwerkskammer für Existenzgründer als zentrale Anlaufstelle
Bei allen Fragen zum selbstständig machen im Handwerk steht Ihnen die Handwerkskammer beratend zur Seite. So bietet die für Sie zuständige Handwerkskammer spezielle Existenzgründungsseminare an, die Sie optimal auf den Weg in die Selbstständigkeit vorbereiten. Hier können Sie sich zum Beispiel das wichtige finanzielle Know-how aneignen und erfahren, wie das Selbstständig machen im Handwerk ohne Meisterbrief gelingt. Ob Sie zum Beispiel selbst einen Meisterbrief benötigen oder gegebenenfalls nur einen Meister einstellen müssen. Es gibt mit großer Wahrscheinlichkeit sogar Kursangebote, die Ihnen helfen, Arbeitsabläufe zu organisieren. Mit einer guten Vorbereitung und entsprechenden Schulungen gehören auch Sie vielleicht schon bald zu den mehr als einer Millionen Handwerksbetriebe in Deutschland.