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In Produktionsbetrieben, Werkstätten und öffentlichen Gebäuden kommen Sicherheitskennzeichen in Form von Etiketten und Aufkleber zur Anwendung, mit denen auf Gefahrenpotenziale, Verhaltensregeln und Fluchtwege hingewiesen wird. Die benutzten Piktogramme der temperaturbeständigen Aufkleber sind selbsterklärend und leicht verständlich. Mitarbeiter und Besucher werden auf Gefährdungen, Vorschriften und den Fluchtplan aufmerksam gemacht, um Unfälle zu vermeiden. Aber welche betrieblichen Kennzeichnungspflichten bestehen? Und welche Kennzeichen gibt es zu diesen Zwecken? Hier erhalten Sie einen Überblick.
Was sind die gesetzlichen und technischen Grundlagen?
Die gültigen Rechtsnormen in Kurzfassung:
- Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), spez. §4 und Anhang
- Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR, insbesondere ASR A1.3), welche die Anforderungen der ArbStättV erläutern
- Europäische Norm DIN EN ISO 7010 für Sicherheitskennzeichnung
ASR A1.3: Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte die „Technische(n) Regeln für Arbeitsstätten“ im Februar 2013. Sie wurden zuletzt im März 2022 in der dritten Änderung aktualisiert. In der ASR A1.3 sind die Anforderungen und Anwendungsbereiche für die Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung in Arbeitsstätten definiert und geregelt. Nach Begriffsbestimmungen und Erläuterungen folgen Anweisungen zur Gestaltung von Flucht- und Rettungsplänen sowie zur Kennzeichnung von Bereichen mit Gefahrstoffen. Wo es angebracht und erforderlich ist, müssen Sicherheitskennzeichen durch zusätzliche Hinweise ergänzt werden. In diesem Zusammenhang sind Formaufkleber sinnvoll, etwa Pfeile, die auf eine wichtige Information zeigen.
DIN 4844-1: Photometrische Anforderungen an beleuchtete Rettungszeichen
Die Norm definierte in Version 2005-05 Sicherheitsfarben und photometrische Vorgaben an beleuchtete und hinterleuchtete Sicherheitszeichen in Arbeitsstätten und öffentlichen Bereichen. DIN 4844-1 gilt in Verbindung mit der internationalen Norm DIN ISO 3864-1. Letztere wurde überarbeitet, was auch eine Anpassung der DIN 4844-1 erforderte. DIN 4844-1 enthält nur noch die photometrischen Anforderungen an hinter- und beleuchtete Rettungskennzeichen. Die Bestimmungen zu Sicherheitsfarben und der Gleichmäßigkeit der Farbfelder sind neu in ISO 3864-4 zu finden.
DIN 4844-2: Sicherheitszeichen für Unfallverhütung und Schutzmaßnahmen
In der DIN 4844-2 sind die Zeichen festgelegt, die der Unfallverhütung, dem Brandschutz, dem Schutz vor Gefährdungen und den Fluchtweg-Markierungen auf dem Boden dienen. Sie sind zur Anwendung in Arbeitsstätten und öffentlichen Bereichen bestimmt. Die DIN 4844-2 gilt in Verbindung mit der Norm DIN EN ISO 7010:2020-07, welche international und europäisch harmonisierte Sicherheitskennzeichen im Betrieb enthält.
Sicherheitskennzeichen in der Übersicht
Die technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A1.3) geben Form und Farbe sowie die Piktogramme vor. In ISO 7010 sind Kennbuchstaben für die fünf Kategorien von Sicherheitskennzeichen definiert.
- M = Gebote runde Aufkleber, blau
- W = Warnungen gleichseitiges Dreieck, gelb mit schwarzem Rand
- E = Rettung rechteckig, grün
- F = Brandschutzzeichen quadratisch, rot mit weißem Rand
- P = Verbote kreisförmig, roter Rand mit rotem Querbalken
Mit Hilfe der Kennbuchstaben und einer dreistelligen Ziffer werden die genormten Sicherheitskennzeichen und ihre Bedeutung eindeutig identifiziert z.B. P002 „Rauchen verboten“. Die Piktogramme sind international gültig und stellen in universell verständlicher Form eine gebotene oder verbotene Handlung sowie Warnungs- und Rettungshinweise dar. Sie gehören in die Betriebsanweisungen.
Verbotszeichen
Mit den kreisförmigen Verbotszeichen werden Aktivitäten und Verhalten untersagt, die eine Gefahr für sich selbst und andere darstellen könnten.
Gebotszeichen
Die runden Gebotszeichen im Arbeitsschutz weisen vor allem auf obligatorische Schutzeinrichtungen und -maßnahmen hin z.B. M014 „Kopfschutz benutzen“.
Warnzeichen
Dreieckige Warnzeichen und Maschinenkennzeichnung signalisieren Gefährdung durch Hindernisse und Gefahrenstellen z.B. W012 „Warnung vor elektrischer Spannung“.
Rettungszeichen
Die rechteckigen Zeichen gehören zum Fluchtplan und verweisen auf Einrichtungen und Rettungswege für Personen z.B. E007 „Sammelstelle“.
Brandschutzzeichen
Die roten Brandschutzzeichen mit weißen Symbolen zeigen Einrichtungen und Geräte an, die für den Brandschutz von Bedeutung sind z.B. F001 „Feuerlöscher“.
Wie müssen Sicherheitskennzeichen beschaffen sein?
Welche Materialien werden für Sicherheitskennzeichen verwendet?
In manchen Fällen werden Schilder für das Anbringen von Sicherheitskennzeichen benutzt. Verbreitet sind Aufkleber, um sie auf Geräten und Mobiliar festzumachen. Je nach Anwendungsbereich und äußeren Einflüssen kommen z.B. die temperaturbeständigen Aufkleber und hitzebeständige Aufkleber für Maschinenkennzeichnung zum Einsatz. Form, Farbe und Piktogramme sind vorgegeben.
Der Großteil der Sicherheitskennzeichen wird aus Folien hergestellt, deren Obermaterial aus einer dünnen Kunststoffschicht besteht. Runde Gebotsaufkleber zeichnen sich durch hohe Widerstandsfähigkeit aus und bieten beste Voraussetzungen für zuverlässige Kennzeichnung, z.B. für Brandschutzzeichen. Gegen Fehltritte helfen Bodenaufkleber mit rutschhemmender Oberfläche.
Zur Anbringung auf porösen und rauen Oberflächen wie Beton und Spanplatten werden stark haftende Aufkleber für niedrigenergetische Untergründe benötigt. Dank diesen Klebern mit hoher Oberflächenenergie sind alle Orte mit Gefährdungspotential markierbar.
Was ist die Bedeutung der Erkennungsweite?
Nicht allein Form und Farbe der Zeichen sind genormt, sondern ebenso die erforderliche Erkennungsweite z.B. in der Maschinenkennzeichnung. Die Sicherheitskennzeichen müssen in einer vorgeschriebenen Entfernung gut zu erblicken sein. Entscheidend sind die Beleuchtungsverhältnisse, je nach Räumlichkeit und Lichtbedingungen entstehen unterschiedliche Erkennungsweiten.
Eine maximale Sichtdistanz ist gegeben, falls Form und Farbe der Verbotszeichen und Warnzeichen klar zu sehen sind z.B. 3 Meter für Dreieckszeichen mit Seitenlänge 100 mm und 4 Meter für Rundzeichen mit 100 mm Durchmesser. In Straßen, Betriebsgeländen und anderen Orten mit wechselnden Lichtverhältnissen sind große Kennzeichen erforderlich, die dauerhaft beleuchtet oder zumindest reflektierend sind (gem. DIN 4844-1). Die Schilder mit ihren Piktogrammen dürfen nicht verdreckt und nicht versteckt sein.
Wie funktionieren Sicherheitsleitsysteme?
Um Personen im Bedarfsfall aus einer Gefahrenzone zu führen, werden Sicherheitsleitsysteme eingesetzt, sei es in einer Fertigungswerkstätte oder in einem Straßentunnel. Es wird unterschieden zwischen elektrisch betriebenen Systemen wie Sicherheitsbeleuchtung und LED-Techniken und lichtspeichernden Verfahren mit nachleuchtenden Schildern und Bodenmarkierungen. Zur optimalen Sichtbarkeit von Rettungszeichen und Fluchtwegen werden langnachleuchtende Folien verwendet. Die Strahlwirkung entsteht durch Strontium-Leuchtpigmente und muss auch nach 60 Minuten in reduzierter Stärke vorhanden sein. Die Bedingungen für langnachleuchtende Produkte sind in der DIN 67510-1 enthalten.
Wie werden Sicherheitskennzeichen aus der Übersicht angebracht?
Kennzeichen und Aufkleber sollen dauerhaft und deutlich sichtbar montiert sein. Die Größe der Gebotszeichen und die Höhe, in der sie befestigt sind, müssen auf die Gegebenheiten der Raumsituation und den Rettungsplan angepasst sein, vorzugsweise mit Fluchtweg-Markierungen auf dem Boden.
Gefährdungsbeurteilung erstellen
Die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitern am Arbeitsplatz genießt oberste Priorität. Rechtliche Grundlage bildet das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). In einer Gefährdungsbeurteilung werden potentielle Gefahren der Arbeitsstätte und des einzelnen Arbeitsplatzes analysiert und schriftlich festgehalten. Risiken sind zu beseitigen und durch organisatorische und technische Schutzmaßnahmen zu minimieren. Wo Restrisiken bestehen bleiben, kommen Sicherheitskennzeichen zur Anwendung: Runde Gebotsaufkleber mit Piktogrammen, dreieckige Aufkleber mit Warnhinweisen und Bodenmarkierungen.
Bei der Beurteilung wird Wert auf folgende Kriterien gelegt:
- Arbeitsplatzgestaltung
- Gefahrenstoffe
- Maschinen, Werkzeuge und andere Arbeitsmittel
- Arbeitsprozesse
- Anweisungstransparenz
- psychische Belastungen
Ausgangspunkt sind die verschiedenen Arbeitsbereiche und Tätigkeiten. Zu diesen werden die Gefährdungen ermittelt und beurteilt und die erforderlichen Maßnahmen zur Maschinenkennzeichnung festgelegt, umgesetzt und überprüft. Welche Sicherheitszeichen aus der Übersicht sind notwendig, um der DIN 4844-2 nachzukommen?
Der Arbeitgeber ist für die Arbeitssicherheit im Betrieb verantwortlich. Er kann sich für die Aufstellung der Regelungen von einem Betriebsarzt und von Sicherheitsexperten beraten lassen. Hilfreich sind Checklisten von Berufsgenossenschaften und staatlichen Aufsichtsstellen, um geeignete Präventionsmaßnahmen zu treffen. Wichtig: Es reicht nicht aus, die Gefährdungsbeurteilung einmal durchzuführen. Sie muss kontinuierlich erfolgen.
Abhängig von der Unternehmensgröße sind Betriebsrat und Personalvertretung zu vorgesehenen Arbeitsschutzmaßnahmen einzubeziehen und zu informieren. Die Orientierung der Belegschaft über Brandschutzzeichen sowie andere Sicherheitszeichen und ihre Bedeutung geschieht in Betriebsanweisungen und im Fluchtplan. Sicherheitskennzeichen zeigen im Lager das korrekte Verhalten an.
Warum Sicherheit am Arbeitsplatz wichtig ist
Sicherheit im Betrieb, Zeichen und Symbole: Die Vorgaben für Verbotszeichen und Warnzeichen gehören zusammen, um den Schutz von Personen zu gewährleisten. Wohlbefinden und Gesundheit der Mitarbeiter liegen im Firmeninteresse und sind Teil einer verantwortungsvollen Unternehmenskultur. Es sind die Regeln in der ASR A1.3 und im Arbeitsschutzgesetz § 3 zu beachten. Kranke Arbeitnehmer bedeuten Arbeitsausfälle und Zusatzkosten. Sorgen Sie für verständliche Betriebsanweisungen und erklären Sie Sicherheitskennzeichen und ihre Bedeutung. Legen Sie einen Fluchtplan mit Bodenmarkierungen vor. Bodenaufkleber halten auf rutschhemmender Oberfläche Informationen von Bedeutung fest.
Sicherheit in der Produktion
Viele Bereiche in der Fertigung sind laut, zu warm und gefährlich. Umso wichtiger ist die Beschilderung durch hitzebeständige Aufkleber zur Maschinenkennzeichnung und Information, damit Mitarbeiter die möglichen Risiken im Umgang mit Maschinen und Geräten kennen. Sicherheitskennzeichen im Lager reduzieren Gefahrenmomente.
In Betriebsanweisungen mit Sicherheitskennzeichen in der Übersicht ist darauf hinzuwirken, dass Arbeiten gesundheitsgerecht und sicherheitsgerecht ausgeführt werden, z.B. mit korrektem Lasten heben und tragen, evtl. mit Verweis auf mögliche Stolperfallen (W007 „Warnung vor Hindernissen am Boden“). Abhängig von körperlicher Beanspruchung sind ggf. periodische ärztliche Untersuchungen erforderlich.
An exponierten Arbeitsplätzen kommt der persönlichen Schutzkleidung erhöhte Bedeutung zu, inkl. Arbeitsschuhe und -handschuhe, Helm und Ohrschutz, Schutzbrille, Warnweste. Die Sicherheitskennzeichen im Betrieb sind wirkungsvoll zu platzieren und zu befolgen. Fluchtweg-Markierungen auf dem Boden gehören zum Rettungsplan.
Sicherheit in der Werkstatt
Neben dem Kennen und Befolgen der Sicherheitskennzeichen tragen Sauberkeit und Ordnung im Arbeitsumfeld wesentlich zum Schutz der Angestellten bei. Die Schutzausrüstung muss der Tätigkeit entsprechen. Runde Gebotsaufkleber mit ihren Piktogrammen weisen die Mitarbeiter auf das Tragen adäquater Ausrüstung hin.
Betriebsmittel und Gerätschaften sind in bestimmungsgemäßem und geprüftem Zustand zu benutzen. Zum Lenken von Fahrzeugen aller Art bedarf es eines gültigen Führerscheins und schriftlicher Beauftragung. Falls ein Kunde und Auftraggeber zusätzliche Sicherheitshinweise und Werksnormen einfordert, sind diese einzuhalten.
Für den Unglücksfall muss ein Verbandskasten bereitstehen, im Fluchtplan markiert und zugänglich durch das Rettungszeichen E003 „Erste Hilfe“. Vorfälle sind ordnungsgemäß zu dokumentieren. Es versteht sich bei jeglicher Tätigkeit von selbst, das nüchtern gearbeitet wird: Alkohol und Drogen haben im Arbeitsumfeld nichts zu suchen.
Arbeitsschutz im Büro
Sitzende Tätigkeiten und Bildschirmarbeiten bergen zahlreiche Gesundheitsrisiken, die durch Bewegungsmangel und Zwangshaltungen verursacht werden. Die ergonomische Ausgestaltung des Arbeitsplatzes mit einem geeigneten Bürostuhl und qualitativ hochwertigem Bildschirm hilft, Rückenschmerzen und Augenbeschwerden vorzubeugen.
Maßgebend ist die Arbeitsstättenverordnung, die den Schutz und die Sicherheit der Büroarbeitsplätze regelt und vorschreibt, z.B. in Bezug auf Größe, Lichtverhältnisse, Geräuschpegel und Temperatur. Kontinuierliche Zugluft soll vermieden werden. Die Verlagerung ins Home Office zwingt den Mitarbeiter zu erhöhter Eigenverantwortung.
Runde Gebotsaufkleber helfen, um in Empfangsräumen die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln einzufordern, z.B. M011 „Hände waschen“. Dies nicht nur in Corona-Zeiten, sondern generell aus Anstands- und Diskretionsgründen. Zu diesem Zweck gibt es als Sicherheitskennzeichen verschiedene Corona-Bodenaufkleber mit rutschhemmender Oberfläche und unmissverständlichen Botschaften, Distanz zu anderen Personen zu wahren: „Wir haben mit Abstand die besten Kunden“. Und: Lächeln statt Händeschütteln.